Spuren im Sand

Wem können wir also am allermeisten vertrauen? Hierzu eine Geschichte von Margaret Fishback Powers, die meine Schwägerin während der kirchlichen Trauung meiner Frau und mir vorgelesen hat und die uns seitdem „begleitet„.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Kanada, erlebte die deutschstämmige Margaret Fishback Powers zusammen mit fünf weiteren Geschwistern eine fröhliche und behütete Kindheit und Jugend. Eine Träumerin war sie, ein kleines Mädchen mit viel Phantasie, musikalisch sehr begabt und immer damit beschäftigt, ihre Gedanken in Reimen abzufassen.

Als Margaret Fishback Powers das Gedicht „Spuren im Sand“ verfasste, war sie Anfang zwanzig, und die Monate davor waren alles andere als normal verlaufen. Schwer verletzt durch einen Blitzschlag musste sie für einige Zeit ihren Beruf als Lehrerin aufgeben. Eine Liebesbeziehung zerbrach. Verzweifelt kehrte sie zurück zu ihren Eltern. Durch ihren Bruder lernte sie schließlich Paul Powers kennen und lieben.

An dem Tag, an dem Paul ihr einen Heiratsantrag machte, entstanden die „Spuren im Sand„. Ohne es zu wissen, hat Margaret mit ihrem Gedicht Millionen von Menschen getröstet und ermutigt. Mehr als zwanzig Jahre später erlebte sie, wie die Verse auf Karten, Postern, Kaffeebechern und T-Shirts vermarktet wurden. Lange kämpfte sie vor Gericht für ihre Rechte, so lange, bis ihre Familie daran zu zerbrechen drohte. Irgendwann zog Margaret die Notbremse, war bereit, auf die juristische Auseinandersetzung zu verzichten.

Heute leben Paul und Margaret Fishback Powers in Coquitlam/Kanada. Das Ehepaar ist vollzeitlich in der christlichen Kinderarbeit engagiert.

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?

Da antwortete er: Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.

Es ist so wahr, was Margaret Fishback Powers damals geschrieben hat, und trotzdem … Aus welchem Grund auch immer, scheint es für die allermeisten Menschen unglaublich schwierig zu sein, zu vertrauen. Und zwar sowohl auf sich selbst, als auch auf das Eine, die Quelle, das Unfassbare.

¹https://brunnen-verlag.de/autor/159/Margaret%20Fishback%20Powers.html